New York 1884

Dampfer Werra
Dampfer Werra

 

1884 schiffte sich Eugen Heinrich Wilhelm Hurrelmann im Alter von 15 Jahren zusammen mit seiner 8 Jahre jüngeren Schwester Antonie auf dem Auswanderer-schiff Werra nach New York ein.

 Hier seine Geschichte:

7887 09.06 Dokument (StaA Oldb Bestand 136):

Ganz gehorsamste Bitte des Stationsverwalters z.D. Hurrelmann  in Badbergen, um nachträgliche Verleihung einer   Entlassungsurkunde aus dem Oldenburgischen Staatsverbande für dessen

Sohn Eugen Heinrich Wilhelm in Philadelphia.

Badbergen 1887, Juni 9.

 

Ganz gehorsamst Unterzeichneter verlor am 5ten November 1883 seine erste Frau. Als Wittwer von 6 Kindern,  nach vielen überstandenen Krankheiten in der Familie ohne entsprechende Geldmittel gleich nach dem Tode seiner Frau. 2 Kinder auf dem Krankenlager, 1 Kind im Kinderhospital entschloß sich derselbe sich dem anerbieten seines Bruders in Philadelphia zwei der mutterlosen Kinder in Obhut zu nehmen stattzugeben.

Im März 1884 ist Bittsteller mit seinem Sohn zum Amte Cloppenburg gegangen und hat mündlich um  die  fragliche  Urkunde nachgefragt. Demselben ist damals durch Amtshauptmann Meyer eröffnet, daß weil die Abreise der Kinder so nahe bevorstand, der Sohn auf Paß abreisen könne, die Urkunde baldmöglichste nachfolgen solle. Dessen Sohn ist Ende März auf Paß abgereist, die Urkunde aber nicht erfolgt.

Zu der fraglichen Zeit ......  selten in Cloppenburg die ....... und wird deshalb die Sache versdäumt sein. Bittsteller hat mit großer Mühe die zur Auswanderung erforderlichen Mittel erstritten, in der Voraussetzung, daß wegen der Urkunde keine Schwierigkeiten eintreten und sein Sohn sich in Amerika ein neues Heim erwerben könne. Zwei jungst an das Amtsgericht Cloppenburg gerichteten Gesuche  um nachträgliche Auswirkung der Urkunde, sind abschläglich beschieden worden.

Unterzeichneter   bittet   Großherzogliches Staatsministerium ganz gehorsamst:

"So derselbe wolle die Urkunde für Eugen Heinrich Wilhelm, geboren am 19. Februar 1869 zu Sürwürderdeich gütigst nachträglich verleihen und huldvollst entgegennehmen, daft die Auswanderung vor dem 16ten Geburtsjahre und nicht geschehen, nur der Militair Dienst Pflicht auszuweichen."

1887 20.06. Dokument (StaA Oldb Bestand 136) Amt Cloppenburg, Großherzogliches Staatsministerium Department des Inneren. Bericht vom 20. Juni 1887 bei Rücksendung des Gesuches des Stationsverwalters z.D. Hurrelmann in Badbergen um nachträgliche Verleihung einer Entlassungsurkunde für seinen Sohn Eugen Heinrich Wilhelm, geboren am 19.02.1869. Mit Aniagen

Bei Rücksendung obigen Gesuches beehrt sich das Amt folgendes gehorsamst zu berichten:

Die Angaben des Bittstellers, daß er im Jahre 1884 aber nur einen Paß erhalten habe, mit der Zusicherung, daß eine Entlassungsurkunde nachfolgen werde sind nicht nur unwahrscheinlich sondern nach den vom Amt eingezogenen Erkundigungen auch unwahr. Der (Titel) Lichtenberg erinnert sich noch, daß im Jahre 1884 Hurrelmann nur einen Paß für seien Sohn verlangt habe, daß aber eine Entlassungsurkunde damals nicht gefordert sei. Ferner erklärt der Amtsbote Lucke, er habe den Hurrelmann mehrmals auf dem Bahnhofe gesprochen, und ihm gesagt, er solle sich damit beeilen, daß er beim Amte eine Entlassungsurkunde für seinen Sohn bekomme, bevor derselbe das 17. Lebensjahr vollende, weil er spedter eine solche nicht mehr erhalten werde, doch habe Hurrelmann darauf   geantwortet   er   habe   eine Entlassungsurkunde nicht nötig, sein Sohn sei jetzt in Amerika und wurde dort eine Entlassungsurkunde nicht verlangt. Da es nun nicht genügt, daß der Antrag auf Entlassung vor vollendetem 17. Lebensjahre gestellt wird, sondern die Entlassung vor vollendetem 17. Lebensjahres ertheilt wird so hätte Hurrelmann selbst in dem Falle, daß er den Antrag rechtzeitig gestellt hätte, sich bemühen müssen auch rechtzeitig eine Entscheidung darauf zu bekommen. Er hat sich aber seit 3 Jahren garnicht um die Angelegenheit gekümmert. Das Amt hat daher auf Grund dieser Ermittlungen und Thatsachen es abgelehnt nach vollendetem 17. Lebensjahr seines Sohnes noch auf den Antrag des Hurrelmann einzutreten.

Amt Cloppenburg.

1887 30.06. Document (StaA Oldb Bestand 136)

An den Herm Stationsverwalter z.D. Hurrelmann Badbergen

Auf Ihre Eingabe vom 9/12 .... betr. die nachträgliche Verleihung einer Entlassungsurkunde für Ihren Sohn Eugen Heinrich Wilhelm Hurrelmann, erwidert das StM, daß es im Hinblick auf die Bestimmung (Paragr.) 15 Z.I  des Staatsangerhörigkeitengesetzes nicht in der Lage ist die erbetene Entlassungsurkunde zuerteilen.

 

Hintergrund

Niemand verlässt gern sein Zuhause. Die Verhältnisse in der Heimat müssen sehr drückend sein, dass Menschen die Strapazen und die Gefahren einer oft monatelangen Reise auf sich nehmen. Nicht nur die überfahrt war Teil der Reise, auch der Weg nach Hamburg war beschwerlich.

Im Zeitalter der Segelschiffe (vor allem vor 1870) herrschen an Bord oft katastrophale Zustände. Auswanderer steckt man in das enge und dunkle Zwischendeck, das meist nur 1,80 m hoch ist. Häufig werden mehr Passagiere als erlaubt untergebracht, der Proviant ist schlecht und nicht ausreichend, die Behandlung entwürdigend.

Parallel zur Durchsetzung der Dampfschifffahrt verbessert sich seit 1870 die Situation der Auswanderer. Die Zwischendeckunterkünfte sind immer noch beengt, aber die hygienischen Verhältnisse sind nicht mehr so katastrophal wie auf den Segelschiffen.

1884 dauerte eine Überfahrt von Hamburg nach New York fast 15 Tage

1907 kostete die Fahrt Deutschland - New York in der 1. Klasse 200 - 280 Mark, in der zweiten Klasse 190 - 210 Mark, in der 3. Klasse 160 - 200 Mark, im Zwischendeck 130 - 160 Mark (Winter billiger als Sommer);

Zum Vergleich: Ein Zimmerer verdiente zu dieser Zeit rd. 6 Mark / Tag. Häufig wanderte deshalb zunächst nur der Vater aus, der dann oft jahrelang in den USA arbeitete, um "Prepaids" für die Familie zusammenzusparen. Auch deutsche Auswanderer mussten in der Regel lange sparen und vor allem alles verkaufen, was sie hatten. Oft machten sie noch bei Gutsherren, Geschäftsleuten, Nachbarn oder Verwandten Schulden, um die Fahrt bezahlen zu können. 

 

Spanisch Amerikanischer  Krieg

Er wird als Private (einfacher Soldat) in Kompanie K, 3. Regiment aus Philadelphia am 7. Mai 1898 angeworben, und am 10. May gemustert.

Am 23. Juli hat seine Kompanie K Philadelphia mit dem Zug in Richtung Port Tampa verlassen. Von dort aus ging es weiter nach Fernandia/Florida, wo das Regiment am 31. Juli zusammengestellt war. Am Mittag des 25. August ging es per Eisenbahn weiter Uber Waycross  nach Montgomery/Alabama   und   Huntsville/ Alabama, wo sie am 27. August um 2 Uhr morgens ankamen. Das dortige Camp Wheeler - eine Zeltstadt - wurde von Generalmajor Coppinger befehligt. Ein Brief von Henry Clay Whitehurst aus dem Camp berichtet vom Alltag. Er berichtet auch über   den   Ausbruch einer Typhusseuche und über Malariafalle im Camp.

 

 

Es war befohlen worden, dass im Camp täglich nur eine halbe Stunde am Tag militärisch gedrillt wurde.

Das Regiment verließ Huntsville am 8 September und erreichte am 10. September gegen Mittag Philadelphia. Sie wurden von offiziellen Vertretern der Stadt und eine Militäreskorte am Bahnhof empfangen Danach gab es ein Mittagessen in Zeughaus. Anschließend gab es dreißig Tage Urlaub.

Am 22. Oktober wurde das

Regiment wieder ausgemustert, nahm jedoch   am   27.   Oktober   an   der

Friedensparade durch Philadelphia teil. Freie Übersetzung aus: "Record of Pennsylvanien Volunteers in the Spanish-American War 1898"30

 

1884 - 1888

Philadelphia

Wohnung 1894: 3721 Pulaskistreet, Philadelphia/Pa (Aufnahme Juni 1992)

Er muss weiterhin in Philadelphia gelebt haben, denn 1898 kämpft Eugen als Freiwilliger auf der Seite der Amerikaner im Spanisch-Amerikanischen Krieg.